Tote Schafe in Moritzburg

Berlin / Meißen, 30.01.2013. Der entsetzte Anruf im Tierschutzcentrum Meißen kam von einer Frau aus Radebeul. Sie hatte auf einer Weide bei Moritzburg 9 tote Schafe entdeckt. Die Kadaver lägen verstreut auf der Fläche sowie in einem als Unterstand genutzten Wohnwagen.
Der Rest der Herde © aktion tier
„Als wir gegen 15.00 Uhr gestern Nachmittag in Moritzburg eintrafen, hatte die örtliche Polizei schon dafür gesorgt, dass die Tierleichen abtransportiert wurden“, erzählt Mario Assmann, Chef des Tierschutzcentrums in Meißen. aktion tier hat die Tierhalterin, eine ortsansässige Ärztin, wegen Tierquälerei angezeigt.

„Einiges deutet darauf hin, dass die Schafherde schon seit geraumer Zeit extrem vernachlässigt wurde“, sagt Ursula Bauer von aktion tier, die ebenfalls vor Ort war. Der Rest der Herde, 5 abgemagerte und ungepflegte Schafe, scharrten auf der Weide verzweifelt den Schnee weg, um wenigsten an das im Winter nur sehr kümmerlich vorhandene Gras zu gelangen.
 
Von Wildtieren angefressenes Schafbein © aktion tier
Blutiger Fellrest © aktion tier
Die Tierschützer fanden an den Stellen, wo die Kadaver gelegen hatten, Blutflecken sowie Fell-, Haut-und Knochenreste, darunter 2 Unterkieferknochen, 1 Beinknochen sowie ein vermostes Schulterblatt. Der Zustand der teilweise von Wildtieren angefressenen Kadaverreste deutet darauf hin, dass die Tiere nicht alle gleichzeitig, sondern zu unterschiedlichen Zeiten gestorben sind. Dass ein Tierhalter nicht bemerkt, dass nacheinander 9 seiner Schafe sterben, ist unvorstellbar. Schafe sind Wiederkäuer. „Ihre Verdauung ist auf rohfaserreiches Futter wie etwa Heu ausgerichtet, so dass falsches Futter bei ihnen eventuell sogar lebensbedrohliche Verdauungsstörungen auslösen kann“, sagt Diplom-Biologin Ursula Bauer. Ob die Schafe an einer Krankheit gestorben oder schlichtweg verhungert sind, kann durch eine Obduktion der Kadaver geklärt werden.

„Wir hoffen, dass die toten Tiere nicht einfach nur entsorgt sondern zur Obduktion gegeben wurden, um die Todesursache festzustellen“, sagt Mario Assmann vom Tierschutzcentrum Meißen.

Raufutter in Form von qualitativ hochwertigem Heu stellt im Winter die Hauptnahrung für Schafe dar. Auf der Weide bei Moritzburg fanden die Tierschützer jedoch keinen einzigen Halm Heu. Lediglich ein paar verfaulte Gemüsereste lagen an einem provisorisch aus lockeren Brettern zusammengebastelten und vollgekoteten „Futterplatz“. Der kleine Wasserrest, der sich in einer Zinkwanne auf der Weide befand, war zugefroren. Den Schafen stand also auch kein Trinkwasser zur Verfügung. „Des Weiteren war der als Stall gedachte ehemalige Wohnwagen komplett verdreckt und zugekotet, auf dem mit Urin durchtränkten Boden war keinerlei Einstreu vorhanden“, erzählt Ursula Bauer von aktion tier.

Provisorischer Futterplatz ohne Futter © aktion tier
 In der Summe ist davon auszugehen, dass die Tierhalterin ihren Schafen durch grobe Vernachlässigung über einen längeren Zeitraum hinweg Schmerzen und Leiden zugefügt hat, was bereits bei 9 Tieren zum Tode geführt hat. Aufgrund der Schwere der Verstöße hat aktion tier Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft erstattet und das Veterinäramt aufgefordert, die verbliebenen 5 Schafe behördlich zu beschlagnahmen und ein dauerhaftes Tierhalte- sowie Tierbetreuungsverbot zu verhängen. „Wir haben außerdem angeboten, die 5 Schafe sofort in unserem Tierheim aufzunehmen, wo bereits eine kleine Schafherde auf einer großen Weide lebt“, sagt Mario Assmann vom Tierschutzcentrum Meißen.

aktion tier – menschen für tiere e.V. ist deutschlandweit eine der mitgliederstärksten Tierschutzorganisationen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung durch Kampagnen und Informationsveranstaltungen auf Missstände im Tierschutz aufmerksam zu machen und Lösungen aufzuzeigen, wie diesen nachhaltig begegnet werden kann.

Weitere Informationen bei:
Diplom-Biologin Ursula Bauer, aktion tier-Geschäftsstelle Berlin, Tel.: 030 30103831 (Berlin@aktiontier.org), Mario Assmann, Tierschutzcentrum Meißen, Tel.: 03521 730169
(Tierheim-Winkwitz@web.de)

aktion tier – menschen für tiere e.V.
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